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Der Wolf

Vom Welpen zum ausgewachsenen Wolf

Es ist wie beim Menschen: Er zieht einsam durch die Gegend, auf der Suche nach ihr, sie sucht auch, ebenso einsam; sie treffen sich, sie mögen sich, sie heiraten und ziehen ihre Kinder gross - und wenn er nicht zu alt oder schwach geworden ist, dann geht das ungefähr fünf Jahre so weiter - letzteres glücklicherweise nur beim Wolf.

Es ist aber nicht ganz so wie beim Menschen, denn Wölfe streben nur in der Ranzzeit dem anderen Geschlecht zu. Die Begegnung kann zufällig sein oder durch die extremen Sinne des Wolfs gesteuert. Der Geruchssinn spielt die ausschlaggebende Rolle. Doch zunächst macht das gemeinsame Heulen beide Geschlechter aufeinander aufmerksam. Wird das Heulen beantwortet, geht man aufeinander zu. Die Distanz kann mehrere Kilometer betragen. Erst wenn sie so nahe sind, dass sie Witterung aufnehmen können und die über den Körper abgegebenen Hormonsignale gerochen werden, wird klar, ob sie für einander bestimmt sind oder nicht.

Zuneigung bekunden sich die Wolfspaare das ganze Jahr über, doch während der Ranz ist sie besonders heftig. Das Paar schläft eng aneinander gedrängt, es leckt sich häufig gegenseitig das Fell und wandert zusammen. Gegenseitig legen sich die Partner die Vorderpfoten auf die Schultern und sie lassen keine Gelegenheit zu zärtlichen Berührungen aus. Kurs vor der Kopulation zieht sich das Paar, sofern es sich um ein bereits bestehendes Rudel handelt, einige Tage zurück, um jede Störung durch andere Rudelmitglieder zu vermeiden.

Die Paarung findet im nördlichen Verbreitungsgebiet des Wolfs zwischen März und April statt, im Süden früher. Die paarungsbereiten Wölfe sind in der Regel zwei Jahre alt. Die körperliche Verbindung ist bei den Wölfen nicht so fest wie bei den Hunden. Während Hunde sich erst nach Beendigung des Begattungsaktes wieder voneinander lösen können, ist das bei Wölfen jederzeit möglich - eine Vorsichtsmassnahme bei drohender Gefahr. Die Vereinigung kann allerdings bis zu 30 Minuten dauern.

Wenn es sich um ein bereits gegründetes Rudel handelt, dann paaren sich nur die Alpha-Tiere. Alle anderen Tiere, ob Männchen oder Weibchen, werden von den Leitwölfen so unter psychischen Stress gesetzt, dass diese es nicht wagen, um die Gunst des anderen Geschlechts zu werben. Man nimmt auch an, dass es durch den Stress zu einer vermehrten Ausschüttung von Adrenalin kommt, wodurch die Empfängnis- und Zeugungsbereitschaft der Tiere unterbunden wird.

All diese Verhaltensweisen begrenzen die Geburtenzahl und die Grösse des Rudels und so bleibt es im Gleichgewicht mit dem Nahrungsangebot seines Reviers.

Für die Geburt und Aufzucht der Welpen wird idealerweise eine Höhle verwendet. Sollte dies nicht möglich sein, so wird ein Bau gegraben oder es genügt ein Felsvorsprung oder auch nur ein dichtes Gehölz mit Erlen, Weiden oder Weissdorn.

Welpe

Der Wurfkessel befindet sich in einer Höhle am Ende eines etwa zehn Meter langen unterirdischen Gangs, der vom Weibchen gegraben wird. Es ist eine harte Arbeit, ein unterirdisches Bauwerk mit derartigen Ausmassen zu erstellen und man fragt sich, warum ein trächtiges Tier diese extremen Mühen auf sich nimmt, wenn auch andere Behausungen für die ersten Lebenswochen der Nachkommen möglich wären.

Der Grund ist, dass Wölfe sehr vorsichtig sind. Das Weibchen gräbt sich so tief ins Erdreich, bis von Aussen keine Geräusche mehr eindringen. So werden später auch die Geräusche der Welpen nicht bis zum Höhleneingang vordringen und die zuerst vollkommen hilflosen Nachkommen sind sicher. Der Wurfkessel liegt dabei etwas über dem Niveau des Höhleneingangs, um nicht von Regenwasser überflutet zu werden. Wohnhöhlen werden über viele Generationen benutzt und so haben die Mühen, die die Wölfin auf sich nimmt, durchaus einen Sinn. In Kanada entdeckte man eine Höhle, deren Umgebung mit Knochen von Beutetieren übersät war. Bei einer Altersprüfung der Knochen stellte man fest, dass diese Höhle bereits seit 800 Jahren als Wohnhöhle benutzt wurde.

Die kleinen Wölfe werden nach einer Tragzeit von 61 bis 63 Tagen geboren. Nördlich des 45. Breitengrades kommen die Welpen zwischen Ende April und Mitte Mai auf die Welt. Südlich davon werden sie zwischen Mitte März und April geboren. Ein Wurf hat in der Regel fünf bis sieben Welpen, die blind und taub sind und nur etwa 500 Gramm wiegen. Die Neugeborenen ähneln mit ihrer kurzen Schnauze, den kurzen Beinen, dünnen Schwänzchen und kleinen Ohren eher einem Bärenbaby als einem Wolf.

Die jungen Welpen sind zuerst vollkommen hilflos. Ihr Geruchssinn jedoch ist schon ausgezeichnet ausgeprägt. Warum die kleinen Wölfe so unterentwickelt geboren werden, gab schon immer Anlass zu Spekulationen. Ronald Lawrence, Wildbiologe aus den USA, glaubt, dass durch das Abschalten aller anderen Sinne und der Konzentration ausschliesslich auf den Geruchssinn den Welpen eine tiefere Prägung auf ihren familienspezifischen Duft ermöglicht wird und damit eine festere Bindung entsteht.

Die Wölfin hat acht Zitzen, vier auf jeder Seite des Magens. Ist der Wurf grösser als acht Welpen, so sterben meist einige der Wolfsbabies an Unterernährung. Die Wölfin trägt das tote Kind aus dem Bau und gräbt es in ein tiefes Loch ein. Die toten Welpen werden nicht von anderen Wölfen des Rudels gefressen.

Wahrscheinlich erkennen die Welpen ihre Mutter an der Erschütterung der Erde, denn erst mit etwa 14 Tagen beginnen die Welpen zu hören und können plötzlich auf laute Geräusche reagieren. Zeitgleich öffnen sich die Augen, die in den ersten Wochen blau sind.

Wenn die Welpen 20 Tage alt sind, machen sie einen Entwicklungsschub, der sie innerhalb von wenigen Tagen aus ihrem Säuglingsdasein herausführt. Die Beine werden zusehends länger, die Ohren, die bisher herunterhingen, stellen sich auf, und die kleine Schnauze streckt sich zur Wolfsschnauze. Damit einher geht die Entwicklung ihres Verhaltens und der typischen Wolfseigenschaften. In der vierten Lebenswoche entwickeln sich 60% aller einem Wolf zur Verfügung stehenden Verhaltensweisen; nach weiteren ein bis zwei Wochen haben sie bereits 80% erreicht. Es fehlen nur noch die Verhaltensweisen, die mit Sexualität und Welpenaufzucht zu tun haben.

Von dem Moment an, wo den kleinen Wölfen von der Mutter Fleisch angeboten wird, beginnt auch der Futterneid. Mit Knurren und Angriffen wird das Futter auch gegenüber den Geschwistern verteidigt. Normalerweise ist die Mutter die ausschliessliche Bezugsperson für die Welpen. Geht sie jedoch mit anderen Rudelmitgliedern auf die Jagd, so springt eine Tante oder ein anderes Weibchen aus dem Rudel als Babysitterin ein. Wolfsbabysitter sind in der Lage, bei Bedarf sogar Milch zu produzieren und können entweder zeitweilig oder vollkommen die Mutterrolle übernehmen, wenn die Mutter stirbt. Die weiblichen Wölfe sind in die kleinen Wölfe vernarrt und reissen sich um die Rolle des Babysitters. Auch die Männchen sind sehr besorgt. Ein Rüde wurde sogar dabei beobachtet, dass er nach dem Tod der Mutter versuchte, die Jungen zu säugen.

Acht Wochen nach der Geburt wiegen die Welpen etwa 7 kg und sind nicht mehr auf das Säugen als Nahrungsquelle angewiesen. Die Männchen sind um 20% schwerer als die Weibchen. Das Milchgebiss ist nun voll entwickelt. Mit fünf oder sechs Monaten durchbrechen dann die Dauerzähne.

Mit etwa acht Wochen verlassen die Jungen den Bau. Den Ort, an den die Welpen jetzt gebracht werden, nennt man "Welpenhort" oder "Wolfslager". Dieser wurde von den Alpha-Tieren sehr sorgfältig ausgewählt. Es ist ein wassernaher Platz in mehr oder weniger offenem Gelände, das von Bäumen umgeben und durch Gebüsche unterbrochen ist. Im Gebüsch können die Welpen ungestört ihre späteren Fähigkeiten trainieren, können selbständig auf Mäusejagd gehen. Es wird ihnen aber auch Disziplin beigebracht. Ein widerspenstiger Wolf wird von der Mutter oder dem Kindermädchen am Nackenfell gepackt und geschüttelt. Es reicht normalerweise ein einmaliges Schütteln aus, um dem Welpen das richtige Benehmen beizubringen.

Mit etwa 3 Monaten darf der Nachwuchs das Rudel auf die Jagd begleiten. Auch wenn die Jungtiere nur unter Bewachung und als Schlusslicht mitgenommen werden, so sind das doch die entscheidenenden Schritte für das Erlernen des Jagdverhaltens im Rudel. Nach weiteren 3 Monaten nehmen die Welpen dann aktiv an der Jagd teil.

Noch über die Zeit des Babyseins hinaus ist die neue Familie oder Grossfamilie innig miteinander verbunden und bis zur Geschlechtsreife der Welpen ist das Leben im Rudel von Zärtlichkeiten und liebevollen Spielen begleitet. Erst wenn die Welpen geschlechtsreif werden, lösen sich die Verbindungen. Das Band zwischen den Eltern bleibt allerdings meist über viele Jahre, manchmal sogar ein Leben lang, bestehen.

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